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Holger Hagedorn
+ Winfried Lucassen:
La
Table
ronde
Von
Christa
Tamara
Kaul |
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Der
runde
Tisch
-
la
table
ronde:
Mystik,
Mythen
und
hehre,
teils
unbewusste
Erwartungen
umgeben
die
Tafelrunde.
Angefangen
vom
Abendmahl
Jesu
mit
seinen
zwölf
Jüngern
und
der
Tafelrunde
König
Artus'
mit
den
zwölf
Rittern
über
zahlreiche
Friedensverhandlungen
nach
blutigen
Kriegen
bis
zum
"Runden
Tisch",
der
Anfang
1990
nach
dem
Untergang
der
alten
DDR
zusammenkam,
um
die
Bedingungen
der
Wiedervereinigung
der
beiden
Staaten
in
Deutschland
auszuhandeln,
immer
ging
es
um
fundamentale
Ereignisse,
normative
Diskurse
und
segenstiftende
Entscheidungen.
Aber
auch
weniger
Edles
haftet
den
Runden
Tischen
in
der
veröffentlicht-öffentlichen
Meinung
mittlerweile
an,
etwas
von
Schwatzhaftigkeit
und
Laberei.
Was
stark
damit
zusammenhängt,
dass
gerade
in
jüngster
Zeit
in
sehr
vielen
Problemfeldern
von
Gesellschaft
und
Politik
"Runde
Tische",
beispielsweise
das
sogenannte
Bündnis
für
Arbeit,
eingerichtet
wurden,
um
Lösungen
für
Kontroverses
zu
erarbeiten,
aber
bislang
wenig
bis
nichts
zustande
gebracht
haben.
Doch
was
ist
die
Alternative?
Die
Alternative
zu
jedem
Runden
Tisch
sind
Gewalt,
Verlust
und
Vernichtung,
einschließlich
Selbstvernichtung.
Um
das
zu
vermeiden,
bleibt
eben
gar
nichts
anderes
übrig
als
das
Wieder-aufeinander-zugehen
und
Sich-zusammensetzen.
Auch
wenn
der
Runde
Tisch
durch
profane
Tagesaktualität
in
seinem
Glanz
beschädigt
sein
mag
und
ihm
keine
Garantie
für
fruchtbares
Gelingen
innewohnt,
er
ist
die
einzige
Möglichkeit,
zu
Gemeinschaftswerken
zu
gelangen
und
menschliches
Miteinander
zu
bewahren.
Holger
Hagedorn
und
Winfried
Lucassen
haben
mit
"La
Table
Ronde"
in
einer
Gemeinschaftsarbeit,
bei
der
die
jeweils
persönlichen
Anteile
untrennbar
miteinander
verbunden
und
integriert
sind,
auf
der
Basis
von
Mythen
wie
der
Artus-Sage
eine
faszinierende
Raum-
und
Klanginstallation
geschaffen,
die
eindringlich
die
symbolhafte,
teilweise
eben
unbewusste
Bedeutung
materialisiert.
Dreizehn
Tafelstelen
aus
Holz,
Stein
und
Metall,
alle
unterschiedlich
in
Material
und
Farbe,
umstehen
einen
Kreis
von
sechs
Metern
im
Durchmesser,
dessen
Boden
mit
hellen,
puzzleartig
ineinander
gefügten
Holzstücken
bedeckt
ist.
Die
Mitte
des
Kreises
füllt
ein
großer,
runder
Tisch
aus
dunklen
Holzbohlen,
in
dessen
Mitte
eine
mit
Wasser
gefüllte
Glasschale
eingelassen
ist,
unter
der
ein
Videomonitor
durch
das
Wasser
hindurch
Bilder
eines
Brandes
sendet.
Die
Installation
entstand
1995.
Sie
hat
einen
Durchmesser
von
6 m,
eine
Höhe
von
2,5m
und
wiegt
1,5
Tonnen.
Die
Premiere
fand
1995
auf
dem
Festival
Interceltique
in
Lorient
(F)
statt.
Weitere
Ausstellungen
fanden
u.a.
in
der
Abtei
Brauweiler
(1995)
und
St.
Maria
im
Kapitol,
Köln
(1996)
statt.
Vom
12.01.2003
bis
zum
23.02.2003
war
die
Installation
in
St.
Theodor
in
Köln-Vingst
zu
erleben.
Holger Hagedorn >>>
Winfried Lucassen >>>
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Prof.
Dr.
Friedhelm
Mennekes
SJ:
Am Anfang der Block,
am Ende das Rund
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Nur wenige Objekte setzen das Wesen des Menschen, seine Sehnsüchte, Grenzen und Möglichkeiten so unmittelbar ins Bild wie der runde Tisch. Er bildet ein Zentrum und ist zugleich die Aura, die ihn umgibt. Das gilt für ihn als Symbol ebenso wie für seine Geometrie. Jeder Punkt seiner Peripherie ist gleich weit vom Zentrum entfernt, und ist diesem doch auch gleich nah. So wird der runde Tisch zum Symbol des sozialen Zusammenlebens, im Ideal und in der Wirklichkeit, beim Mahl, beim Fest, beim sozialen Konflikt, im politischen Entscheidungsprozeß.
Jeder Platz am Tisch weist dem Einzelnen einen Ort an der Peripherie an, und gibt ihm zugleich einen Bezug zur Mitte der Gemeinschaft. Die Entfernung zwingt zur Offenheit, die hilft, Distanz zu überbrücken. Die gemeinsame Mitte sichert jedem die Zuwendung des anderen. So wird jener Dialog möglich, der die dialektischen Gegensätze von Entfernung und Mitte auf höherer Ebene überbrückt und vereinigt.
Offenheit ist die Voraussetzung dafür, den anderen wahrzunehmen, dem anderen zuzuhören. Erst dann gelingt die Zuwendung, die dem anderen Respekt, Toleranz auch bei unterschiedlicher Auffassung, vielleicht mehr noch: Sympathie entgegenbringen hilft. Gelingen kann das nur in der verwirklichten Runde, in diesem "gerundeten" Beieinandersein, in dem das alles möglich werden kann: das Sprechen und Hinhören, das Fragen und Antworten, das Staunen, Nachdenken und das Schweigen. Das lässt dieses Objekt, das so archaisch ist, gleichermaßen aktuell werden. Sein Bedeutungsbogen spannt sich von der mythologischen Tafelrunde bis hin zum allgegenwärtigen Runden Tisch.
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Im feudalistischen Mittelalter, zu Zeiten von Leibeigenschaft und Monarchie, abgeleitet aus dem "Gottesgnadentum" der Fürsten, widergespiegelt auch in der Machthierarchie der Kirche, wird der runde Tisch als Symbol der Gemeinschaft von Gleichen unter Gleichen wiederentdeckt. Die Wiederentdeckung geschieht in der berühmten Artussage. Alle Mitglieder der Tafelrunde sind Ritter, also Angehörige des höchsten Adelsstandes.
Das ist beinahe schon revolutionär, wenngleich vorerst noch im Schutzraum der Sage. Und gibt zugleich Hoffnung auf einen Weg vorwärts in die Zukunft in der aus Mythos, Sage und realer Erfahrung nicht nur religiöse und soziale Träume entstehen, sondern auch der politisch und gesellschaftlich so harte Weg zur Demokratie Gleicher unter Gleichen beschritten werden kann. Es war ein Weg der Rückschläge und Niederlagen, und es wird ein Weg durch Niederlagen und Rückschläge hindurch sein. Dennoch hat diese Bewegung eine unaufhaltsame Dynamik, die von einer inneren Logik, einer zutiefst verinnerlichten Form bestimmt wird: dem Kreis und der Scheibe, vom Ring und vom Rund - in Tisch und Tafel.
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