Ob es an
den Papstbesuchen lag oder eher am bekennenden
Blechgetrommel eines Günter Grass – unversehens wurde
2006 die Beichte wieder ein Thema, auch und gerade in
etlichen
Medien. Da war zu hören und zu lesen, dass sie eine
Renaissance, gar eine neue Hochkonjunktur erlebe. Füllen
sich also tatsächlich die Beichtstühle wieder?
Sünde, Beichte, Schuld und Sühne – nicht gerade
angesagte, coole Themen. Und das seit Jahrzehnten nicht,
eher werden sie verteufelt, belächelt oder schlicht
ignoriert. Selbst viele Katholiken, zur deren religiösem
Selbstverständnis das Beichten “eigentlich dazu gehört“,
haben dem traditionellen Beichtstuhl weitgehend den
Rücken gekehrt, und zwar auch dann, wenn sie ansonsten
keineswegs kirchenfern sind. Geistliche bedauern das,
die
Statistiken der Deutschen Bischofskonferenz
bestätigen es mehr oder minder, auch wenn gezielt
beichtspezifische Daten nicht erhoben werden. Wo und wie
also wurde der angeblich spektakuläre Trend der neuen
Beichtlust ausgemacht?
Promibeichte als Bußspektakel
Als Zeugen werden von den Proklamateuren einer neu
aufgekeimten Bußfertigkeit in erster Linie Promis
angeführt, Leute wie Günter Grass, Bill Clinton oder
Boris Becker, die in den letzten Jahren alle öffentliche
Geständnisse abgelegt haben. Und diese Prominentenreihe
lässt sich noch weiter fortsetzen, etwa mit Jörg
Immendorf, Kate Moss oder Michel Friedman. Selbst Eva
Hermans „Eva-Prinzip“ wurde schon als Beichte
apostrophiert. Nun, es stimmt ja zweifellos, dass sie
alle Verfehlungen zugegeben haben. Aber waren das
Beichten?
Es sei einmal
vernachlässigt, dass sie nicht einer transzendenten
Instanz gegenüber bekannten, sondern die breite
Öffentlichkeit um kollektives Verständnis angerufen
haben. Doch bleibt die Frage: Hatten sie überhaupt eine
andere Wahl, waren das Bekenntnisse, die auf eigener
Einsicht und aufrichtiger Reue beruhten, die auch ohne
erdrückende Beweismaterialien und die noch zu
erwartenden öffentlichen Verfehlungsnachweise abgelegt
worden wären, wie es eine echte Beichte verlangt? Oder
waren da nicht mehr oder minder Geständnisse erpresst,
mediengerechte Canossagänge und aufwändige Bußspektakel
von hohem Marketingwert inszeniert worden, mit denen an
Einfluss und Reputation zu retten versucht wurde, was
noch zu retten war, als nichts Anderes mehr ging?
Grass’ Memoiren boten den letztmöglichen Zeitpunkt, die
bisher verschwiegene SS-Vergangenheit selbst zu
bekennen, bevor es danach nur noch ein den Nachruhm
fundamental beschädigendes Aufdecken durch Dritte geben
konnte. Schlimmer noch, wetterte Peter Handke, Art und
Zeitpunkt des der Buchveröffentlichung voran gegangenen
Geständnisses sei so selbstgerecht und gedrechselt „wie
Grass selbst seit 50 Jahren“: es sei „böser,
selbstgerechter Formalismus“ gewesen. Auch Michel
Friedmans Beichtinszenierung erschien der verblüfften
Medienöffentlichkeit kaum mehr als ein kalkulierter
Theaterdonner.
Das bloße Aussprechen von Verfehlungen als Akt
erlösender Befreiung
Ob Bekenntnisse dieser Art mehr sind als
Marketingaktionen, ob sie tatsächlich auf eigener
Einsicht und echter Reue beruhen, lässt sich nicht
wirklich sagen, es muss immer dann im Unklaren bleiben,
wenn offenkundige, öffentlich gemachte Beweislast nichts
anderes mehr zulässt als ein sich Herauswinden zur
Rettung des persönlichen oder beruflichen Status.
Allerdings dürfte diese Fragestellung die Betroffenen
auch nicht übermäßig belastet haben, denn in jedem Fall
wurde durch ihr Bekennen der öffentliche Druck
gemildert. Das bloße Aussprechen von Schuld kann schon
etwas Befreiendes haben und, wenn nicht Erlösung, so
doch Erleichterung bringen.
All die Offenbarungen von Grass, Friedman und Co. taugen
also als Beweis für eine Renaissance der Beichte
herzlich wenig. Und dennoch stimmt es: Der Drang zum
Bekenntnis ist erkennbar vorhanden, Beichtgespräche sind
tatsächlich immer noch gefragt oder werden erneut
gesucht. Es wird Erleichterung durch das Eingeständnis
von Schuld gesucht. Das allerdings immer seltener in den
klassischen Beichtstühlen, stattdessen immer häufiger im
Internet. Was allenfalls auf den ersten Blick verwundern
kann.
Denn für die allermeisten Menschen ist eine Beichte, sei
sie christlich fundiert oder säkular und
umgangssprachlich verstanden, kein Spektakel fürs
Publikum, sondern ein Geschehen im Schutzraum der
Vertraulichkeit, das unter vier Augen oder sogar anonym
stattfindet. Es weist gewisse Parallelen zur rechten
Form des Fastens auf. "Wenn ihr fastet, macht kein
finsteres Gesicht wie die Heuchler. Sie geben sich ein
trübseliges Aussehen, damit die Leute merken, dass sie
fasten. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn
bereits erhalten. Du aber salbe dein Haar, wenn du
fastest, und wasche dein Gesicht, damit die Leute nicht
merken, dass du fastest, sondern nur dein Vater, der
auch das Verborgene sieht." (Matthäus 6:16,17,18)
Und genau das ist der Punkt. Was das Verborgensein als
Schutzraum angeht, da kommt die Anonymität des Internets
dem Schamgefühl, das mit einem Schuldbewusstsein
meistens einhergeht, barmherziger entgegen als alles
andere. Sie befördert die selbst befreienden Akte der
Seelenhygiene. Folglich ist die Online-Beichte, seit die
Möglichkeiten der Internetseelsorge erkannt worden sind,
ein virulentes Thema, das sich eine Vielzahl digitaler
Bahnen gebrochen hat, stille und ernsthafte ebenso wie
laute und spektakuläre. Eher unter die Rubrik
Spektakulär ist der rasante Erfolg des im August 2006 in
den USA gestarteten Beichtportals „MySecret.TV“
einzuordnen.
Namen werden dort nicht genannt, die Geständnisse nur
nummeriert unter achtzehn, praktischerweise vorgegebenen
Kategorien, etwa Sexualität, Ehe, Missbrauch,
Doppelleben, Spielsucht, Pornografie, Drogen- und
Alkoholsucht, abgelegt. „Ich fühle mich die meiste Zeit
einsam und traurig, aber wenn ich mit anderen zusammen
bin, tue ich so, als wäre mein Leben großartig und als
hätte ich es vollkommen im Griff“, klingt beispielsweise
ein trauriges Bekenntnis unter der Rubrik „Lügen“. Und
direkt darunter gesteht ein junges Mädchen: „Fast alle
glauben, dass ich noch Jungfrau sei, aber ich hatte
vorehelichen Sex mit einem anderen Mädchen.“ Kurze
Schuldbekenntnisse der eher harmlosen Art, auch wenn sie
subjektiv möglicherweise zu heftigen Gewissensnöten
führen, zwei in einer mittlerweile hoch getürmten Flut
von Geständnissen. Klare Problemschwerpunkte liegen, wen
wundert’s, in den Bereichen Beziehung und Sexualität.
Unter ihnen finden sich aber auch Kaliber, bei denen
beim Lesen dann doch der Atem stockt, weil die Grenze
zur Kriminalität bisweilen überschritten zu sein
scheint.
Eingerichtet wurde „MySecret.TV“ von dem Enddreißiger
Craig
Groeschel, Prediger und Leiter der noch
jungen, kleinen kirchlichen Gemeinschaft „Lifechurch“ im
US-Bundesstaat Oklahoma, der zunächst nur seinen
Gemeindemitgliedern einen anonymen „Beichtstuhl“ bieten
wollte. Knapp 2.000 Geständnisse sammelten sich schon in
den ersten beiden Monaten an, ständig kommen neue dazu,
mittlerweile nicht nur mehr aus seiner Gemeinde. Damit
hatte er nach eigener Aussage nicht gerechnet.
Allerdings – außer den Kommentaren anderer Nutzer dieser
Internetseiten erhalten die „Sünder“ keinen Beistand,
eine begleitende Kommunikation mit dem Seelsorger findet
nicht statt.
Mag sein, dass hier eine gute Portion Voyeurismus im
Spiel ist, dieser, wenn nicht gezielt bezweckt, so doch
zumindest mit bedient wird. Nicht zuletzt die Gestaltung
der Seite mit der Schlüssellochperspektive weckt den
Verdacht. In jedem Fall aber spricht die Anonymität
dieses Online-Sündenregisters eher für die
Aufrichtigkeit und Authentizität der Aussagen – und
eröffnet darüber hinaus soziokulturelle Einblicke in die
Befindlichkeiten und Verhaltensmuster von Teilen der
amerikanischen Gesellschaft. Inwieweit diese als typisch
für ein allgemeines menschliches oder zumindest
westliches Sündenbabel gelten können, müsste einmal
soziologisch aufgearbeitet werden.
Mausklick statt Kniefall?
Deutlich anders präsentieren sich dagegen die speziellen
Internetangebote der beiden großen christlichen Kirchen
in Deutschland, etwa die
Telefonseelsorge und etliche andere spezifische
Offerten.
Hier wird auf Information und vor allem auf
den Dialog gesetzt. Was dann nicht selten die in die
Jahre gekommene Frage reanimiert, die da heißt:
„Computer statt Pfarrer, Mausklick statt Kniefall?“
Diesen Eindruck versuchen zumindest diverse Beicht-Blogs
und virtuelle Beicht-Häuser zu erwecken, wobei sich
allerdings die meisten von ihnen dem Subjekt satirisch
oder pornographisch nähern. Doch die Frage, so oder
ähnlich immer mal wieder auf dem Grenzgrat zwischen
Lachsalve und Weltuntergangsjammer zitiert, klingt zwar
ganz witzig, stellt sich aber gar nicht, jedenfalls
nicht für die beiden großen christlichen Konfessionen.
Schließlich hat man seit Jahrhunderten Routine im Umgang
mit den Medien der jeweiligen Zeit. Tempora mutantur,
nos et mutamur in illis.
Das Netz der Netze wird nicht als Konkurrenz, auch nicht
als Ersatz, sondern als Kommunikationserweiterung
verstanden, sprich „City-Pastoral im Internet, d.h.
persönliche Kommunikation auf direktem Weg“. So sieht
man es mit großer Selbstverständlichkeit im
Funcity-Kirchenteam, einem von vielen kirchlichen
Online-Angeboten, das aber in seiner Art bis heute
singulär geblieben ist. Hier wird auf die Kommunikation
im Chat oder per E-Mail gesetzt, und darin hat man
bereits ein beachtliches Maß an Erfahrung. Denn bereits
1998 ließ sich das Bistum Hildesheim mit der
„Einweihung“ von
St. Bonifatius auf das Experiment einer virtuellen
Internet-Kirche mit „echten“ Seelsorgerinnen und
Seelsorgern, „mit katholischem Profil und ökumenischer
Ausrichtung“ ein. Sie wurde in der ein Jahr zuvor als
Medien-Cross-Over für die Hörer von privaten
Hörfunksendern Norddeutschlands gegründeten virtuellen
Stadt
Funcity errichtet, in der sich nach
Selbstaussage etwa 40.000 „Einwohnerinnen“ und
„Einwohner“ tummeln und die Ähnliches bereithält wie
„normale“ Kommunen: Pressehaus, Versicherungen, Börse,
Rathaus und eben auch eine Kirche.
Neben den regelmäßigen Chatrunden nutzen die Besucher
vor allem das virtuelle Pfarrhaus, in dem etwa 20
„echte“ Seelsorgerinnen und Seelsorger „wohnen“, an die
per E-Mail grundsätzlich alle Anliegen herangetragen
werden können. Anonymität auf der Seelsorgerseite, davon
sind alle Beteiligten überzeugt, vermindert die
Glaubwürdigkeit und das Vertrauen ganz erheblich.
Deshalb werden alle mit Kurztext und Bild vorgestellt,
zeigen also bewusst ihr Gesicht, da das den Suchenden
erleichtert, eine passende Ansprechperson zu finden. Die
Fragenden hingegen dürfen, wenn sie es möchten, sich
„verstecken“ und anonym bleiben.
Es sind überwiegend existentielle Fragen, die da zur
Sprache kommen und die sonst vielfach ungestellt bleiben
würden, weil sie keinen anderen Adressaten finden, so
Norbert Lübke, Leiter des Fachbereichs Jugendpastoral.
Die Intensität der Kontakte ist sehr unterschiedlich und
schwankt zwischen mehreren Mails pro Woche und zwei pro
Monat. Zwar gibt es keine kontinuierliche Statistik,
sondern nur ab und zu Stichproben, doch das Bedürfnis
nach Aussprache ist evident und wächst. So hat Lübke für
das vierte Quartal 2005 rund 1.000 Mails gezählt, die
von den Seelsorgerinnen und Seelsorgern geschrieben
wurden, und das entspricht ungefähr auch dem aktuellen
Durchschnitt – bei leicht zunehmender Tendenz. Die
Anfragen kommen aus allen Richtungen, von kirchendistanzierten oder glaubensfernen Menschen ebenso
wie von kirchlich Engagierten. „Wichtig für alle ist:
Räumliche Distanz macht persönliche Nähe möglich.“
Männer beichten gerne online
Wird dort gebeichtet? Ja und Nein. Je nach Verständnis.
Wenn unter Beichte, wie umgangssprachlich üblich, der
Wunsch nach Aussprache verstanden wird, dann wird da
viel gebeichtet. Wenn dagegen das kirchliche Verständnis
von Beichte, also die Spendung eines Sakramentes und
damit die Lossprechung von Sünden gemeint ist, dann ist
genau an diesem Punkt die Grenze der Internetseelsorge
erreicht, und die ist klar: persönlicher Zuspruch und
Lebenshilfe ja; Beichte nein. Denn Sakramente sind
grundsätzlich an die persönliche Anwesenheit des
Spenders und des Empfängers am selben Ort gebunden,
weshalb es die „klassische“ Beichte nur "live" gibt.
Aber: „Die Leute wollen meist gar keine Absolution,
sondern jemanden, der endlich einmal zuhört", erkannte
schon vor Jahren Stefan Lampe, einer der ersten Funcity-Geistlichen. Und: „In den Mails berichten die
Leute von Sachen, die ich so im Beichtstuhl nicht mehr
zu hören bekomme.“
Das hat sich in den acht Jahren, die St. Bonifatius nun
besteht, nicht viel verändert. Wichtig ist für Pfarrer
Martin Tenge, derzeit Leiter des Funcity-Pastoralteams,
dass sehr viele junge, kirchendistanzierte Menschen das
Angebot annehmen. Auffallend, aber nicht wirklich
überraschend ist dabei, dass Männer im kirchlichen
Cyberspace deutlich stärker vertreten sind als in den
realen Kirchenbänken. Doch die Themen unterscheiden sich
wenig, sowohl bei Kirchenfernen als auch bei religiös
Engagierten, sowohl im persönlichen Beichtgespräch als
auch im Chat, bei Männern wie bei Frauen, nahezu immer
geht es um Beziehung, Ehe, Familie, Selbstannahme,
Abhängigkeiten, Generationskonflikt und Sexualität. „Ich
kann bei der Thematik“, so Tenge, „keine Differenzierung
zwischen Beichtstuhl und Internet erkennen. Wohl aber
bei der Art, die Themen anzugehen. Menschen im
Beichtchat sind durch ihre noch klarere Anonymität
meistens offener und direkter als im realen
Beichtstuhl.“
Auf eines können sich die reuigen Sünder in jedem Fall
verlassen: auf absolute Vertraulichkeit. Denn der reale
Beichtstuhl ist und war, ebenso wie das persönliche
Beichtgespräch, immer ein Ort der Intimität und
Anonymität, ein Ort der absoluten Verschwiegenheit –
selbst hohen Instanzen gegenüber. Und das gilt
uneingeschränkt auch für Online-Geständnisse. Priester
unterliegen dem absoluten Beichtgeheimnis, dürfen nichts
aus Beichtgesprächen nach außen weiter geben, selbst bei
Geständnissen von Verbrechen weder an Polizei noch
Gerichte Auskünfte erteilen.
Renaissance der Beichte?
Es gibt das also offenbar tatsächlich – immer noch oder
allem vordergründigen Zeitgeist zum Trotz neu erwacht –
das Bedürfnis nach Beichte, den Drang zur Seelenhygiene.
Allerdings, in die Beichtstühle hat es die reuigen
Sünderscharen deshalb nicht massenhaft zurück getrieben.
„Ich habe den Eindruck, dass es einen hohen Bedarf an
persönlicher Aussprache und auch an Vergebung gibt, dass
die Menschen aber nicht mehr die (traditionelle
kirchliche) Beichte als den Ort sehen, wo dieses
Anliegen umgesetzt werden könnte“, konstatiert Martin
Tenge. Es herrscht viel Unbehagen an der
institutionalisierten Beichte, das der Ordensgeistliche
Anselm Grün schon vor Jahren einerseits auf deren
Doppelgesichtigkeit zurückführte – hie Gericht, da
Therapie – und andererseits auf eine in der
Vergangenheit oft falsche Beichtpraxis mit einer
zwanghaften Suche nach Sünden und künstlich „angequälter“
Reue.
Da lässt es sich viel leichter und ganz unproblematisch
in die „offenen Arme des Internets“ sinken, wo den
Suchenden Zuspruch und Lebenshilfe versprochen und
vielfach auch geboten wird – in aller Unverbindlichkeit.
Und diese Unverbindlichkeit, die bewusste
Bindungslosigkeit ist ein sehr angesagtes, cooles Thema,
schon seit längerem und wohl auch noch für geraume Zeit.
Und ein ausgesprochen ambivalentes, wenn nicht sogar
paradoxes Phänomen dazu. Denn einerseits ist ganz
wesentlich sie es, die Unverbindlichkeit, die der oft
berufenen Rückkehr des Religiösen im Wege steht.
Religion kommt von religio, bedeutet also Bindung an
Glaubenssätze, Überlieferung und Regeln und ist mehr als
spirituelles Interesse. Weshalb es auch entgegen manchen
Behauptungen bisher bei Jugendlichen in Deutschland eben
keine kollektive Hinwendung zur Religion gegeben hat,
wie der letzten
Shell-Jugendstudie zu entnehmen war.
Andererseits
aber verunsichert genau diese Unverbindlichkeit
besonders junge Menschen und sorgt für eine wachsende
Aufmerksamkeit und Offenheit für spirituelle Themen.
Ereignisse wie der Tod von Johannes Paul II., der
Weltjugendtag und die verstärkt wahrgenommene Präsenz
von Papst Benedikt XVI. boten und bieten dafür Anreize
und Projektionsflächen. Folglich, so erlebt es das Funcity-Kirchenteam, „nimmt die Suche von jungen
Menschen nach Sinn und Orientierung in ihrem Leben zu,
was wohl auch damit zusammenhängt, dass in einer
zunehmend differenzierter werdenden Welt die einfachen
und monokausalen Welterklärungsmodelle nur am rechten
und linken Rand politischer Überzeugungen noch ziehen.
Der Wunsch, sich in dieser Welt zurecht zu finden, lässt
Jugendliche aber auch Fragen der Religion, der religio,
wieder deutlicher stellen als noch vor, sagen wir, zehn
Jahren.“
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