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Mit und ohne Kopftuch - Muslima in Deutschland 

 

Zum Rechtsverständnis und Frauenbild im Islam

 

Einführung in die Thematik 

 

Christa Tamara Kaul  

Mit und ohne Kopftuch - Muslima in Deutschland - Zum Rechtsverständnis und Frauenbild im Islam: So lautet das Thema der heutigen Tagung. Und dieses Thema besitzt sowohl eine hohe Aktualität als auch – seit einiger Zeit – eine gewisse Brisanz. Es ist aktuell, weil der Islam als in unserem Land präsente Religion in den letzten vier, fünf Jahren verstärkt, ja fast schlagartig in das öffentliche Bewusstsein gerückt ist. Und seit einigen Ereignissen, wie beispielsweise dem 11. September 2001, oder, weniger dramatisch, seit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zum sogenannten Kopftuchstreit weist das Thema auch ein beachtliches Maß an Brisanz auf. Denn in den Auseinandersetzungen, beispielsweise um das Für und Wider des Kopftuches bei Lehrerinnen an Schulen in staatlicher Trägerschaft, wird, wenn auch in sehr verkürzter Form, deutlich und vor allem allgemein registriert, dass hier in unserer Gesellschaft unterschiedliche Wertesysteme aufeinander treffen. Und diese differierenden Wertesysteme führen aufgrund der verschiedenen historischen und kulturellen Wurzeln nicht selten zu Irritationen, Auseinandersetzungen und Spannungen.

 

Die politische und kulturhistorische Entwicklung Europas basiert im Wesentlichen auf der griechisch-römischen Antike, dem Christentum und der Aufklärung. Parallel dazu, wenn auch zeitlich etwas verschoben, entstand im Nahen Osten der Islam auf der Grundlage anderer Traditionen und breitete sich von dort in verschiedenen religiösen und politischen Ausprägungen vorrangig in Nordafrika und einigen Ländern Asiens aus. Auch wenn es immer wieder Berührungspunkte gab, beispielsweise in Spanien und auf dem Balkan, so entwickelten sich die beiden Kulturkreise mit ihren unterschiedlichen Wertesystemen doch weitgehend unabhängig und auch lokal getrennt voneinander. Das änderte sich im Laufe des letzten Jahrhunderts, und spätestens seit den 1970er Jahren ist der Islam vor allem als Religion von Migrantinnen und Migranten in nahezu allen europäischen Staaten angekommen. 

 

Für besonders öffentlichkeitswirksame Irritationen sorgen vor allem das Rechtsverständnis und das Frauenbild im Islam, zwei Aspekte, die in einem starken Spannungsverhältnis zum europäischen bzw. deutschen Werte- und Rechtssystem stehen oder zu stehen scheinen. Das ist eine Frage, die noch längst nicht geklärt ist.

 

Sind diese beiden Wertesysteme wirklich so gegensätzlich oder gar unvereinbar, wie es bisweilen scheint, oder erschwert eher vielfache und vielseitige Unkenntnis ein friedvolles Miteinander und eine sinnvolle Integration? Um dies zu klären, bedarf es eines sachlich geführten inhaltlichen Diskurses. Und zwar sowohl zwischen der Mehrheitsgesellschaft in unserem Lande und den muslimischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern als auch, und das ist genauso wichtig, innerhalb der islamischen Gemeinschaften in Deutschland bzw. Europa selbst. Diese Auseinandersetzung hat gerade erst begonnen und ist noch längst nicht zu Ende. In jedem Fall gilt, dass ein weiterführender Diskurs ein gewisses Maß an gegenseitiger Sachkenntnis erfordert. Außerdem ist zu bedenken, dass Tradition und Religion zwei verschiedene Sachen sind, was für alle großen Religionen zutrifft. Und das heißt eben auch, dass Islam und diverse landestypische Traditionen islamischer Länder zwei verschiedene Sachen sind.

 

Mit dieser Tagung möchten wir einen Beitrag zur Erweiterung der Sachkenntnis leisten, indem die Referentinnen und der Referent verschiedene Aspekte des Islam darlegen und möglichst auch kontroverse Punkte zu klären versuchen werden. Ich darf Ihnen nun die Referentinnen und den Referenten kurz vorstellen, und zwar in der chronologischen Reihenfolge ihrer Vorträge.

 

Herr Dr. Korkut Bugday ist Islamwissenschaftler. Er hat sein Studium der Turkologie und Islamwissenschaft sowie der Iranistik, Geschichte und der Allg. Sprachwissenschaft an der Uni Hamburg absolviert und 1989 abgeschlossen und war dort dann noch sechs Jahre als wissenschaftlicher Assistent tätig, und zwar am Asien-Afrika-Institut, Abteilung für Geschichte und Kultur des Vorderen Orients. Dort leitet er auch weiterhin einige Seminare. Hauptberuflich ist er heute jedoch Referent im Bereich Islamismus des Innenministeriums NRW.

 

Auch Frau Mona Naggar ist Islamwissenschaftlerin. Sie hat in Tübingen studiert und diese Ausbildung mit mehreren Studienaufenthalten in verschiedenen Ländern des Nahen Osten ergänzt. Von Beruf ist sie Journalistin und Autorin und leitet heute die Redaktion des Internetportals „Qantara.de – Dialog mit der Islamischen Welt“. Dieses Internetangebot wird u.a. von der Bundeszentrale für politische Bildung, dem Goethe-Institut und anderen öffentlichen Organisationen getragen.

 

Frau Luise Becker ist vor vielen Jahren zum Islam konvertiert und hat Islam-Studien an der Islamischen Akademie Köln absolviert. Hinzu kamen  Auslandsaufenthalte an sogenannten Mädressen. Darunter ist eine Art Privatunterricht von Gelehrten für einen kleinen Kreis von Studierenden zu verstehen. Jetzt arbeitet sie für das ZIF, das Zentrum für Islamische Frauenforschung und Frauenförderung, wo sie u.a. im sogenannten „Hermeneutischen Arbeitskreis“ und in der Beratung von muslimischen Frauen hinsichtlich der Bewältigung weltanschaulicher Fragen zwischen Tradition und Moderne tätig ist.

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© Christa Tamara Kaul